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Erich Köhler
Freund - Feind - Studie (März 2001)
Erich Köhler ca. 1990

hier finden Sie neuere Beiträge zum Anliegen
Erich Köhlers:
Materialien zur Untersuchung, wie sich Bewusstsein herausbildet

aus der
Kleinzeitung
"novum"

Zur Uraufführung des Sprechstücks

Orphische Variationen
Beiträge zur Orphik

Was ist Orphik?
In eine sinnerfüllte Zukunft kann nur massenhaft entwickelte Vernunft führen, massenhaft zu erweckende Verantwortlichkeit, kulturelles Denken und Empfinden - jenseits mechanistischer Erwägungen des Alltags.

Neue Einblicke
ins Bewusstsein

Marxistisch-leninistische Positionen wollen nicht zitiert, sondern auf überzeugende, kulturell packende Art alternativlos vertreten werden.

Einführung Teil2
"Um schlüssig zu werden, müssen wir die Herausbildung des Bewusstseins untersuchen. Ein Schritt dazu ist die ORPHIK." Was schnell untergeht: Das Material soll demnach nicht zuerst zur Herausbildung des Bewusstseins beitragen, sondern soll die Untersuchung dieser Herausbildung anregen!

Nachfragen und kritische Anmerkungen
Die Arbeit, das Denken und die Sprache

"novum-online
finden sie auf der Website der
DKP Niederlausitz
 
novum

 

in:
novum - Januar / Februar 2006 posthum veröffentlicht

Nur unter den Umständen ist der Mensch des Menschen Wolf.
Der Kapitalist war lange nicht der Feind des Proletariers. Der Fabrikbesitzer war schlicht die personifizierte andere Seite des insgesamt progressiven Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit. Das Kapital hat die Lohn­arbeit hervorgebracht und kommt ohne diese nicht aus. Zum Zwecke massenhafter Lohnarbeit musste das Kapital Menschenmassen aus feuda­ler Leibeigenschaft befreien. Von dieser fernen Befreiung her hat der Freiheitsbegriff selbst als leere Worthülse einen Schimmer behalten. Natürlich muss der Kapitalist revoltierende Arbeiter niederschießen lassen, um das System Lohnarbeit/Kapital, in das beide verflochten sind, zu erhalten. Aber bei Strafe seines Unterganges kann das Kapital die arbeitenden Klassen nicht vernichten. Die Arbeitsteilung in Profitplanung und arbeitsamer Verwirklichung muss in diesem System aufrecht erhalten bleiben. Metzeleien geschehen aber immer im Namen der Freiheit: Aufstand der Lyoner Seidenweber; Junischlacht 1830 inParis; Pariser Kommune 1871; Sparta­kusaufstand 1919 in Berlin... Im Ergebnis der sozialistischen Oktoberrevolution in Russland wurde dort das System Kapital/Lohnarbeit an­satzweise außer Kraft gesetzt. Schon dadurch ge­riet im übrigen Europa das System ins Wanken.

Der Überfall deutschfaschistischer Heere auf die Sowjetunion 1941 unter heimlicher Unterstüt­zung durch alle übrigen kapitalistischen Staaten war der überdimensionale Versuch, die sowjet­staatlich organisierte Arbeiterklasse doch noch einmal niederzuschießen: Dazu gelang es dem deutschen Kapital, die Arbeiter und Bauern im eigenen Staat gegen die Arbeiter und Bauern im Sowjetstaat ins Feld zu schicken.

Dieser Versuch endete kläglich. Der Weltimperialismus hatte in Gestalt des deutschen Faschismus..."gegen die Bolschewiken" ... eine Sau rausgelassen. Stalins Wort vom "Schweinerüssel des Imperialismus im Sowjetgarten" ging um die Welt. Die damaligen Westmäch­te mussten der Anti-Hitler-Koa­lition beitreten, um diese 'Sau' wieder einzufangen, ehe sie von der Roten Armee ganz tot­geschlagen wurde. Das Untier ist wieder drinnen. Wir verneh­men sein Grunzen durch alle deutschen Gaue und nennen es beschwichtigend 'Rechtsextremismus' - natürlich in Parenthe­se zur gemeinten Hauptgefahr, dem 'Linksextremismus'.
Im deutschen Westen gelang es, den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit zu erhalten. Weltweit kam es zu einem vorü­bergehenden Waffenstillstand zwischen sozialistischem und kapitalistischem Lager trüge­risch als 'friedliche Koexistenz' bezeichnet.
In Ermangelung militärischer Kräfte zur umfassenden Wie­derherstellung des durchbro­chenen Status quo wurde der 'Kalte Krieg' grundsätzlich von der Kapitalseite geführt. Der Übergang zur heißen Phase des sozusagen zwischenstaatlichen Klassenkampfes wurde dabei nie aus den Augen gelassen.
Diese neue heiße Phase wäre mit Sicherheit ein Atomkrieg geworden. Die Reichsten unter den Reichen ließen sich atom­sichere Bunker bauen. Für die Volksmassen der Welt war das keine Lösung. Die Befürch­tungen der Menschen in den sozialistischen Ländern ihr Einlenken vor der drohenden Atomkatastrophe begünstigten dort den Revisionismus. Dieser konnte die als dogmatisch ver­schrieenen Ideen der kommu­nistischen und Arbeiterparteien vorübergehend paralysieren.
To dogma, aus dem Grie­chischen überkommen, heißt: Beschluss, feste Meinung. Das Aufweichen solch fester Mei­nung ist von allen revisionisti­schen Strömungen beabsichtigt. Eine Niederlage der kommu­nistischen Idee zur Aufhebung des lösungsbedürftigen Haupt­widerspruchs Kapital / Arbeit bedeutete die Entkrampfung des Dogmas keineswegs. Sie ersparte der Welt zuförderst den Atomkrieg.

Die Kapitalkräfte sind nicht stärker, sondern anfälliger geworden -
Der Weltekel schwillt an.

Natürlich haben die Klügeren nicht grundsätzlich nachzuge­ben, die Welt würde sonst immerdar von Scheinklugen und Bösewichtern regiert. Ein amerikanischer Präsident tri­umphierte: "Mit Gottes Hilfe haben wir den Kalten Krieg gewonnen." Gottes Hilfe erwies sich als die kollektive Klugheit der sozialistischen Völker. Sie haben dafür zunächst mit dem Verlust ihrer sozialen Errun­genschaften bezahlt. Ein hoher Preis für den Weltfrieden und für erweiterte Denkräume. Ein GORBATSCHOW, vermeintli­cher Initiator der notwendigen Einlenkungsbewegung huma­nistischer Hauptkräfte, darf sich diese Gottesfeder gern an den Hut stecken.
Der Hauptwiderspruch Kapi­tal / Arbeit wurde global resti­tuiert - um den Preis weiterer krisenhafter Zuspitzung, die nun erst recht einer weltweiten Lösung zustrebt. Die Kapital­kräfte sind nicht stärker, sondern anfälliger geworden. Noch mö­gen ihre hektisch aufgestellten Krisenreaktionstruppen zur Niederschießung, neuerdings Niederbombung, lokal begrenz­ter Aufstände ausreichen.
Der Weltekel vor dem geistlo­sen Prinzip des mechanischen Materialismus, als welches sich das Kapitalprinzip darstellt, schwillt an.
Zwei komplementierende Erscheinungen prägten das Aufkommen des mechanischen Materialismus im 15. - 16. Jahr­hundert: Der Glockenguss und die Kanonengießerei. Kanonen brauchte man zum Aufknacken feudaler Zwingburgen, um Arbeitskräfte freizuschießen. Kanonen brauchte die Bour­geoisie, um diese Arbeiter­massen in Schach zu halten und neue Märkte zu erobern. Des Glockenklanges bedurfte es, um die jeweils angerichteten Lei­chenfelder sakral einzuläuten. Über Atomwüsten her werden die metallischen Klöppelklänge nichts mehr zu bewegen haben.
Der Ruf "Wir sind das Volk!", diese intelligible Kol­lektivweisheit, konnte nur in jahrzehntelanger Sozialismus­erfahrung, ihrer Defizite, vor allem aber ihrer Bildungskraft, heranreifen. Dieser Ruf hat die Grenzen, innerhalb derer er aufkam, überschritten. Grenzü­bergreifend wirkt zudem, dass von den DDR-Sicherheitskräf­ten kein einziger Schuss auf das Volk abgefeuert wurde, sehr zum Ärger der kapitalseitig ma­nipulativ tätigen Kräfte.

Unlösbares Paradoxon für die Kapitalseite:
Harmonischer Widerspruch zwischen Mensch und Natur

Nichts geschieht außerhalb von Naturgesetzen. Imposante Zeugen menschlicher Tätig­keit, von den Pyramiden bis zu den Glaspalästen heutiger Bankenwelt, sind Ausdruck und zugleich Blendwerk wirkender Widersprüche.
Die Eroberung des Weltrau­mes setzt einen anderen Wider­sprach voraus, den zur Harmo­nie gewordenen Widerspruch zwischen Mensch und Natur. Dieses Paradoxon kann die Pro­fitmaschinerie nicht lösen.
Noch herrscht die Lüge: Ka­pitaleigner verstehen das Pla­nungsgewerbe, deshalb sitzen sie in Chefetagen; Arbeiter, An­gestellte, Dienstleister verstehen dieses Handwerk nicht, deshalb sind sie lohnabhängig, bevöl­kern eigentumslos Werkhallen und Gossen. Dieser angebliche Wahrspruch sei durch den Zu­sammenbruch des Sozialismus bewiesen. Der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit teilt die Menschheit in eine füh­rende Elite und die nichtdenk­fähige, daher stets angeführte Masse. Dieser Dissens wurde mit Waffengewalt hergestellt und wird mit Waffengewalt instand gehalten. Arbeitern, Technikern, Wissenschaftlern, die Waffen und Munition fabrizieren, darf Denkfaul­heit, wenn nicht Schlimmeres durchaus vorgehalten werden.

Die Partei der Mehrheit kann sich dieser Schmach nur entledigen, wenn sie diesen Widerspruch auflöst, indem sie sich zur Partei des wahrhaftigen Denkens durch konsequen­tes Handeln aufschwingt.

Inzwischen steht dem Kapital ein ureigener Feind ins Haus. Es ist der Widerspruch zwi­schen Kapital und Überkapital, das an den Börsen als Rechen­masse hinundher geschoben wird. Ursprüngliche Kapita­lakkumulation konnte einst in vergegenständlichte Arbeit umgewandelt werden. Heute wird das Aktienkapital zur Deponie arithmetischen Über­hanges, dessen Höhe jede Ver­gegenständlichung übersteigt.
Noch kommen hier und dort 'nur' aufgetürmte Hal­den von Wohlstandsmüll ins Rutschen und begraben arm­selige Abfallsucher unter sich. Die Botschaft: "Wir sind das Volk!" verlangt vom Volke, zu verhindern, dass die gesamte Menschenwelt in den Abgrund gerissen wird, wenn die Bil­lionenmassen aufgehäuften Geisterkapitals ins Rutschen kommen. Das Gespenst der Inflation geht um. Dabei gibt
es nichteinmal mehr soviele Wälder, die angestauten Wer­tegutschriften in Papiergeld umzuwandeln. Kapital, als Ordnungsprinzip schon lange fragwürdig, hebt sich dann im selbstgemachten Chaos auf.
Es rette sich, wer kann, bei­zeiten in das Denkprinzip der sozialistischen Planwirtschaft und der kommunistischen Arbeit (LENIN, Werke, Bd. 29 ab S. 400, insbes. S. 417).
Die Alternative 'Barbarei (die schon längst Erscheinung ist) oder Sozialismus!', in die­ser Umkehrung gesehen, ist nicht länger zu verdrängen.

Erich Köhler    (März 2001)

 
Kapital als Ord­nungsprinzip hebt sich im selbstgemach­ten Chaos auf.
Es rette sich, wer kann, in das Denkprinzip sozialisti­scher Planwirtschaft.