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P.E.N.-Ausschluss

 

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Anmerkungen:

 

Peter O. Chotjewitz in der Zeitschrift "konkret"
Nr.06-2002

"Glückliche Hand mit Frau Krauße"

 

Gerhard Zwerenz in der Zeitschrift "Ossietzky"
Nr.24-2002

Letzter Ausschluß aus dem PEN?

 

Erich Köhlers Ausschluss
aus dem P.E.N.-Club

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Dokumente zu Erich Köhlers Ausschluss aus dem PEN Deutschland

Beurteilung des Weskottschen "Forschungs"- Berichts

Rufmord an
Erich Köhler
(Frühj. 2005)

Abschlussbericht des Ehrenrates

(2. April 2002)

"Gering- verursachte Schutzred"

(Dez. 1993)

"Wortmeldung"

(April 1998)

zweite Stellungnahme

(Mai 2001)

dritten Stellungnahme

(April 2002)

Erklärung gegen den Ausschluss

(Sept. 2002)

vierte Stellungnahme

und

Antrag auf Wiederaufnahme in den deutschen P.E.N

(Mai 2003)

Brief der Witwe Erich Köhlers an den Präsidenten des deutschen P.E.N.

(Okt. 2003)

 

 


Der Ausschluss
 
Auf der Jahrestagung des P.E.N.-Zentrums Deutschland e.V. im April 2002 in Darmstadt wurde der Schriftsteller Erich Köhler, den die westdeutsche Literaturkritik als "den Querdenker von der Lausitz, als einen um das gesellschaftliche Bewusstsein ringenden Erzähler und Dramatiker, der in der DDR im Rahmen des Gebotenen schrieb" eingeschätzt hatte, wegen seiner Tätigkeit für den "Staatssicherheitsdienst der DDR" aus dieser Schriftsteller-Vereinigung, die ein Zweig des Inernationalen P.E.N. ist, ausgeschlossen.
Damit sei - so die "Berliner Zeitung" vom 29.04.2002 - "der letzte bislang bekannte Stasi-Fall im PEN aufgearbeitet und damit ein Hindernis für das Zusammenrücken der ost- und westdeutschen Autoren aus dem Weg geräumt worden."
Dieser sich auf die Artikel 3 und 4 der Charta des Internationalen P.E.N. berufende Ausschluss ist in Wirklichkeit selbst einVerstoß gegen eben diese Charta, in der gegenseitige Achtung und Gedankenausstausch angemahnt werden. Er ist zugleich Ausdruck der mit dem Zusammenschluss der deutschen P.E.N.-Zentren West und Ost 1998 durchgesetzten ideologischen und personellen Dominanz der westdeutschen Seite, für den Prozess der Delegitimierung und selektiven Entsorgung der DDR-Literatur, für die Auslöschung jeder positiven Erinnerung an den untergegangenen Staat DDR überhaupt. Damit verrät der P.E.N. auch seine eigene Geschichte, waren doch einst Bertold Brecht und Arnold Zweig seine Vorsitzenden.
Der Ausschluss stützt sich auf einen fragwürdigen "Forschungsbericht" des westdeutschen Pfarrers Martin Weskott, der einst Bücher von DDR-Autoren von Müllhalden gerettet hatte, und mit dieser moralischen Legitimation seine Unbedarftheit in der Angelegenheit selbst verdecken konnte. Er war Mitglied eines aus drei Personen bestehenden Ehrenrates, dem außer ihm Thomas Reschke und Thomas von Vegesack angehörten. In seinem Abschlussbericht vom 02. April 2002 kam dieser Ehrenrat zu dem Urteil : "Eine weitere Mitgliedschaft Erich Köhlers im P.E.N. ist nicht zumutbar."
Die Begründung dieses ehrabschneidenden Urteils stützt sich nicht auf beweisbare Tatsachen, sondern auf das gängige Klischee, dass jede Verbindung zum MfS der DDR die betreffende Person zu einem "Täter" macht, auf unbewiesene Spekulationen über fiktive Schäden und angebliche Gefahren, die für andere Schriftsteller hätten eintreten bzw. entstehen können und negiert, dass Erich Köhler erst 1991 in den P.E.N. aufgenommen wurde, eine frühere Tätigkeit für das MfS - die er nie geleugnet hat - damit also in keinerlei Zusammenhang steht.
Der Ausschluss Erich Köhlers aus dem P.E.N. erfolgte zweifelsfrei nicht wegen seiner früheren Zusammenarbeit mit dem MfS. Er erfolgte, weil er sich zu dieser Zusammenarbeit, zu seiner Verbundenheit mit der DDR, bekannt und seine Motive hierfür verteidigt hat. Es war seine Verweigerung der Anpassung an den Zeitgeist, das Bekenntnis zu seiner kommunistischen Grundüberzeugung, die ein Exempel herausforderten, das nicht nur ihn, sondern Menschen seiner Gesinnung ausgrenzen und demütigen sollte.
Der Ausschluss Erich Köhlers aus dem P.E.N. ist das Resultat einer zehn Jahre währenden Rufmord-Kampagne, die Klaus Schlesinger mit einem Artikel in der "Wochenpost" am 04.06.1992 und Veröffentlichungen in verschiedenen weiteren Zeitungen eröffnet hatte. Auch Joachim Walther erwähnte in seinem von der Gauck.Behörde gesponserten, 1986 veröffentlichten denunziatorischen Buch "Sicherungsbereich Literatur", mit dem der mehr als 200 seiner Schriftstellerkollegen an den öffentlichen Pranger stellt, Erich Köhler als IM "Heinrich". Daraufhin wurde Erich Köhler der freiwillige Austritt aus dem damaligen P.E.N.-Zentrum Ost nahegelegt.
Erich Köhler ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Für die Jahrestagung des P.E.N. (OST) verfasste er eine mutige "Geringverursachte Schutzred", in der er seine Auffasung zu einer IM-Tätigkeit erläuterte. Der Tagung des P.E.N. (Ost) vom April 1998 legte er mit einer "Wortmeldung" eine erste Stellungnahme vor, in der ungebeugt u.a. ausführte: "...Ich sah in der DDR die schutzwürdige Alternative zur bisherigen deutschen Geschichte...." Eine zweite Stellungnahme richtete er im Mai 2001 an die P.E.N.-Tagung in Erfurt, in der er wiederum kategorisch einen freiwilligen Austritt ablehnte. Im April 2002 machte er in einer dritten Stellungnahme wiederum deutlich: "...Zweck des Treibens ist die Deregulierung der DDR als bessere Alternative zu aller bisherigen deutschen Geschichte, insbesondere deren legitimer Sicherheitsinteressen..." Alle diese Dokumente zeigen Erich Köhler als hochgebildeten, streitbaren Literaten und Philosophen.
Nach dem Ausschluss aus dem P.E.N. begann er seinen Kampf um Rehabilitierung. Er wandte sich an den Internationalen P.E.N., protestierte mit einer öffentlichen Erklärung beim P.E.N.-Vorstand Deutschland, schaltete das Rechtsanwaltsbüro von Peter-Michael Diestel ein , verfasste eine "vierte Stellungnahme und stellte einen Antrag auf Wiederaufnahme in den deutschen P.E.N. Dieser aufreibende Kampf wurde durch seinen frühen Tod am 16.07.2003 jäh unterbrochen. Er ist aber ebenso wenig zu Ende, wie die Auseinandersetzung mit der Geschichte des ersten deutschen Staates der Arbeiter und Bauern. Leben und Werk Erich Köhlers haben Bestand. Dem Dichter Hinnerk Einhorn ist zuzustimmen, wenn er am 13.05.2002 schrieb: "Ich beglückwünsche die Mitglieder des PEN und Ingenieure der Seele zu ihrem Gedächtnis und zu ihrer Selbstzufriedenheit, die im Jahre 2002 endlich nichts besseres zu tun wissen, als einen kantigen Typen zu verstoßen, der seinesgleichen nicht findet. Wenn keiner mehr von uns redet, Herrschaften, werden die Nachkommen im Internet auf einen Poeten und Philosophen stoßen als Zeugen unserer Utopien und Zwiespälte, und der heißt Erich Köhler."
Der Kampf um die Rehabilitierung Erich Köhlers ist noch nicht beendet. Beispielhaft hierfür ist ein Schreiben der Witwe Erich Köhlers, Petra Köhler an den Präsidenten des deutschen P.E.N. Johano Strasser vom 07.10.2003. Vor allem aber gilt es, das Andenken an Leben und Werk Erich Köhlers zu wahren. Petra Köhler hat Recht, wenn sie schreibt: "Erich Köhler wollte eine bessere Welt, und hat sich mit außergewöhnlicher Konsequenz für den Menschen eingesetzt. Deshalb wird seine Zeit kommen, eine Zeit in der seinem künstlerischem Werk und seiner integeren Haltung als Kommunist und Künstler Anerkennung gezollt wird. Sein aufrechter Gang, sein Kämpfertum und seine vielen klugen Gedanken sind mir und vielen ehrlichen Menschen Vermächtnis."