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  Erich Köhlers Ausschluss aus dem P.E.N.-Club  

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Beurteilung des Weskottschen "Forschungs"- Berichts

Rufmord an Erich Köhler
(Frühj. 2005)

Abschlussbericht des Ehrenrates

(2. April 2002)

"Gering- verursachte Schutzred"

(Dez. 1993)

"Wortmeldung"

zweite Stellungnahme

(Mai 2001)

dritten Stellungnahme

(April 2002)

Erklärung gegen den Ausschluss

(Sept. 2002)

vierte Stellungnahme

und

Antrag auf Wiederaufnahme in den deutschen P.E.N

(Mai 2003)

Brief der Witwe Erich Köhlers an den Präsidenten des deutschen P.E.N.

(Okt. 2003)

 

 


Brief von Petra Köhler

An den Präsidenten
des P.E.N.-Zentrums Deutschland
Herrn Johano Strasser

Alt Zauche, 7. Oktober 2003

Herr Strasser,
Erich Köhler wollte eine bessere Welt, und hat sich mit außergewöhnlicher Konsequenz für den Menschen eingesetzt. Deshalb wird seine Zeit kommen, eine Zeit, in der seinem künstlerischen Werk und seiner integeren Haltung als Kommunist und Künstler Anerkennung gezollt wird. Sein aufrechter Gang, sein Kämpfertum und seine vielen klugen Gedanken sind mir und vielen ehrlichen Menschen Vermächtnis.
Herr Präsident, ich klage Sie, und den "Ehrenrat" des PEN hiermit der psychischen und physischen Vernichtung durch Rufmord an Erich Köhler an. Ich fordere von Ihnen, dem Antrag Erich Köhlers auf Wiederaufnahme in den PEN Deutschland postum stattzugeben. Ich verlange die öffentliche Rehabilitierung meines Mannes. Ich erwarte, dass sämtliche Stellungnahmen Erich Köhlers allen Mitgliedern des PEN zur Information gegeben werden. Bisher wurden diese Stellungnahmen dem Großteil der Mitgliedschaft vorenthalten.
"Wenn keiner mehr von uns redet, werden die Nachkommen im Internet auf einen Poeten und Philosophen stoßen - als Zeugen unserer Utopien und Zwiespälte und der heißt Erich Köhler. Wer dies für überzogen hält, kaufe bitte bei Pfarrer Weskott ein Exemplar von 'Sture und das deutsche Herz' (Hinstorff 1990) oder bestelle bei Spotless 'Blasmagorien' 1996, die Erich Köhler inzwischen munter fortschreibt" - so der Dichter Hinnerk Einhorn in einem Brief an "Neues Deutschland" zu Irmtraud Gutschkes PEN-Bericht (ND, 29. April 2002).
Nein, Erich Köhler schreibt nicht mehr. Der dichtende Philosoph, der philosophische Dichter, der dem Wort Poesie einen neuen fortschrittsträchtigen Sinn verlieh, erlag am 16. Juli 2003 einem Herzinfarkt. Durch Ihre Einseitigkeit, Ihre Diffamierung und Ihren Antikommunismus haben Sie, Herr Präsident und der sogenannte Ehrenrat, seinen Tod mitverschuldet. Sie haben ihm das Recht auf Öffentlichkeit, auf Widerhall, auf Wahrgenommenwerden und damit seine Rechte als Mensch und Künstler untergraben.
Doch sie konnten Erich Köhlers Standhaftigkeit, seinen Mut, der Inquisition die Stirn zu bieten, nicht zerbrechen. Sein Herz war auf Dauer den Strapazen dieses ungleichen, zermürbenden Kampfes nicht gewachsen. Sie wissen sehr wohl, Erich Köhler wurde nicht wegen seiner Stasi-Tätigkeit, sondern wegen mangelnder Bußfertigkeit aus dem PEN ausgeschlossen. Kompromisslos widerstand er allen Resignations-Empfehlungen, Belächelungen und Anfeindungen, weil er Menschenrecht und geschichtliche Wahrheit auf seiner Seite wusste. So heißt es in den Kondolenzschreiben unter anderem: "Er war einer der ehrlichsten und aufrechtesten Schriftsteller, den die deutsche Literatur in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts aufzuweisen hat" Und: "dass mit seinem Tod einer der sehr seltenen Menschen nicht mehr lebt, die den Verhältnissen an die Wurzel gehen; und bei den vorzuschlagenden Folgerungen schrecken sie nicht zurück vor den Folgerungen für sich selber... Gäbe es mehr von Ihnen, ginge es der Menschheit besser, sofern die Flachhirne sie nicht umbringen..." Herr Pfarrer Weskott gab mit seinem "Forschungsbericht" "Hinter den Aktenbergen" alles, um einen aufrechten Künstler mundtot zu machen. Damit verstieß der "fromme" Mann nicht nur gegen die internationale PEN-Charta, sondern ebenso gegen die Gebote christlicher Moral. Zu beachten ist, mit welcher Instinktlosigkeit Erich Köhlers Buchtitel "Hinter den Bergen" verhunzt wurde - Eine gefährliche Mischung von geistiger Armut und bewusster Böswilligkeit.
Zu nennen auch: Christoph Hein, der sich daran erinnern möge, dass ihn ein Erich Köhler gefördert und für seine Aufnahme in den Schriftstellerverband der DDR gebürgt hat! Bei der Abwahl Erich Köhlers aus dem PEN schwieg er feige - wohlwissend um das Unrecht, das damit geschah. Herr Joachim Walther ist nicht zu vergessen, der mit seinem Auftragswerk "Sicherheitsbereich Literatur, Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik" aufrechte Autoren denunziert und auf den Personalindex gesetzt hat. Das ist die Meisterleistung eines sich anbiedernden Schreiberlings, dessen literarisches Vermögen sich offensichtlich darin erschöpft, Derartiges zu schaffen. Sicher wurde er hochdotiert bezahlt. In einem Bericht der "Lausitzer Rundschau" vom 19. September 2003 über sein Machwerk "Archiv unterdrückter Literatur in der DDR" stellt er mit seiner Co-Autorin Ines Geipel dar: "Uns geht es um die Totalvernichtung von Existenzen". Das ist Ihnen, dem "Ehrenrat" und seinen willfährigen Helfern, die Ihre Maschinerie der Denunziation in Gang halten, bei Erich Köhler meisterhaft gelungen: An ihm wurde genau das praktiziert, was der DDR vorgeworfen wird.
Der Abschlussbericht des "Ehrenrates" besteht nur aus Vermutungen und enthält keinerlei konkreten Hinweis für die Stichhaltigkeit der Vorwürfe, keine Namen der drei Antragsteller, die gegen Erich Köhler Vorwürfe erheben, keine Namen von "Opfern", die Schaden erlitten hätten. Kein Schriftsteller meldet sich als geschädigt. Worin der Schaden für die Literatur bestanden haben soll, bleibt ebenfalls geheim.
Einem fortschrittlichen künstlerisch-intellektuellen Verband würde die Mitgliedschaft einer Künstlerpersönlichkeit wie Erich Köhler, die alles Feige, Kleingeistige, Denkfaule zu verachten weiß, zur Ehre gereichen.
PEN Germany ist wirklich tot. Er ist keine Assoziation freier Geister oder eine Wiege des Fortschritts, sondern ein kapital abhängiger Bettelorden, dessen "Ehrenrat" als verlängerter Arm der Gauck-Birthler-Behörde selbst geheimdienstlich gesteuert ist und den gesamten PEN Deutschland für seine reaktionären Ziele instrumentalisiert (siehe die Haltung zu Cuba oder zum Irak-Krieg). Deshalb war kein Platz im PEN für Erich Köhler, Sie mussten an ihm ein Exempel statuieren - ist es doch gefährlich, wenn einer die Ideale hochhält, die Andere verraten oder nie besessen haben.
Ich versichere Ihnen, Herr Präsident, den Kampf Erich Köhlers gegen das an ihm begangene Unrecht fortzusetzen. Ich werde nicht eher ruhen, bis ihm Gerechtigkeit widerfahren ist. Seien Sie gewiss, meine Kraft wächst, gleich meinem Hass, auf dieses Unrecht und seine Verursacher. Sie werden immer mit mir rechnen müssen.
Sollte ich keinen positiven Bescheid von Ihnen erhalten, wende ich mich an den Internationalen PEN in London und an die Europäische Menschenrechtskommission in Brüssel.
 
In Trauer und Entschlossenheit
 
Petra Köhler
 

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"Erich Köhlers P.E.N.-Ausschluss"