Credo
Liebe Leserin, lieber Leser,
CREDO steht in Doppelbedeutung von Erkenntnis und Bekenntnis. In den nachgelassenen Gedichten von Wilhelm BUSCH finden sich Verse auf den bürgerlichen Dichter:
"Was er fein zusammenharkte
sauber eingebundene Werklein
führt er eben auch zu Markte
wie der Bauer seine Ferklein."
Erhellt wird hier, wie Schreibkünstler, die ja ihr Renommee aus dem Geniekult herleiten, in der Marktwirtschaft zu Warenlieferanten verkommen sind. Daß solche Zeilen später DDR-Autoren, sofern sie sich als Sozialisten oder Avantgardisten verstanden, auf der Haut brennen mußten, war damals (1909) nicht vorherzusehen.
CREDO beschreibt DDR-Literaturlandschaft aus kritisch integrierter Sicht. Mit der gütigen Ironie eines Wilhelm BUSCH konnte ich in so vorgerückter Gesellschaft nichts anfangen. Es mußte und muß in der vorliegenden Auseinandersetzung polemisch zugehen.
Dichter und Gral - ein Sprechstück, abgedruckt in "CREDO oder Wie gleiches Streben Held und Dichter bindet" finden sie auch »hier«
Sentenzen kontra Schwarzbuch
Ein Gespenst geistert durch Europa und bewegt die Gemüter. Es ist schwarz drapiert , wird heftig diskutiert, abgelehnt, ganz selten auch begrüßt. Die Rede ist vom "Schwarzbuch des Kommunismus", in dem der Franzose Courtois seitenlang Fanfarenkorps zum Antikommunismus blasen läßt, schockierende "Bilanzen" präsentiert und beschwöhrend warnt, der Weg in eine bessere Gesellschaft sei mit Blut asphaltiert. Erich Köhler - in unserem Verlag erschienen seine "Blasmagorien" - widerlegt ihn in seinen Essays, eingangs versichernd: "Das Ethos des Essayisten ist das Risiko. Der Wissenschaftler riskiert nichts, er weist nach, sein Ethos ist die Vorsicht." Zu begrüßen sind die Gedankentiefe und die innere Überzeugung, mit denen KÖHLER dem Schwarzbuchmaler widerspricht.
"Zur Kulturpolitik - eine Diskussionsgrundlage", abgedruckt in "SENTENZEN kontra Schwarzbuch" finden sie auch »hier«
Blasmagorien
Befragt, was denn Blasmagorien seien, gab Erich KÖHLER aus dem Dorf Kuhramschuh zu Protokoll: Ein Neologismus aus Blasphemie, Magik und Allegorie. Beginnt man die Blasmagorien zu lesen stößt man auf herbe Gegenwart. Zum Beispiel auf den Briefwechsel einer Frau Teutsch mit dem Bundespräsidenten. Sie hatte zwei Söhne. Der eine steht als "Mauerschütze" vor Gericht, der andere ward vor Jahren als Grenzsoldat erschossen und sie appelliert "voller Hoffnung auf Gerechtigkeit" an den Staatsobersten. Wen das angebliche Funktionieren der Marktwirtschaft interessiert, wird vielleicht "Marketing" mit Interesse lesen: Ein Chemiker schuf vier Emulsionen, eine die schön; eine die häßlich; eine die klug und eine, die dumm macht", kann aber nicht sagen, welche Salbe in welchemTopf ist...
Ann-Maria Ossia bietet ihre Körperorgane -besonders ihr Herz- zum Kauf an. Der Erlös soll den drei Kindern zu gleichen Teilen ausgezahlt werden.
Geschrieben sind die Blasmagorien in so faszinierender Sprache, daß man sich darauf freut, sie ein zweites Mal zu lesen.
SPOTLESS hielt es für würdiges Tun, inmitten einer Landschaft, in der "Enthüllungen", Klagen, Anklagen und flache Texte wuchern, mit der Herausgabe der Blasmagorien den fünften Jahrestag seiner Gründung zu begehen.
Die Erzählung Zauberei; abgedruckt in "Blasmagorien" finden sie auch »hier«
Die Rezension zu "Blasmagorien" von Hinnerk Einhorn ist hier zu finden