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P.E.N.-Ausschluss

 

Das Kleine Blatt

Zur Poetik
anderer Autoren

Impressum

Hinnerk Einhorn
Flugmodelle
 
Bewußtlos treiben
die papiernen Riesenvögel
in der Sonne
Ihr Leimgefieder
trägt die Sehnsucht Ikarus'
sich aufzuschwingen
windumspielt und wolkennah
hinauszugleiten
den Frieden grauer Städte unter sich

siehe auch:
Hinnerk Einhorn

Zur Kulturpolitik

"Oberster Kulturbegriff ist Mensch selbst. Ziel kann, bei aller katastrophalen Weltentwicklung, nur homo habilitans, das im Einklang mit seiner Umwelt lebende Individuum sein, das sich qualitativ über homo faber, den technizistisch- kommerzialischen Naturverramscher erhebt.
Dieses Ziel ist nicht über den bürgerlich tradierten individuellen Voluntarismus zu erreichen, sondern nur über den kollektiven Voluntarismus.

Der vollständige Artikel ist hier zu finden

Kommunistische Arbeiterzeitung
Nr.266 (Mai 1995)

Anmerkung

Erich Köhler:
"Menschwerdung zwei"

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Zur Uraufführung des Sprechstücks

Orphische Variationen
Beiträge zur Orphik

Was ist Orphik?
In eine sinnerfüllte Zukunft kann nur massenhaft entwickelte Vernunft führen, massenhaft zu erweckende Verantwortlichkeit, kulturelles Denken und Empfinden - jenseits mechanistischer Erwägungen des Alltags.

Neue Einblicke
ins Bewusstsein

Marxistisch-leninistische Positionen wollen nicht zitiert, sondern auf überzeugende, kulturell packende Art alternativlos vertreten werden.

Einführung Teil2
"Um schlüssig zu werden, müssen wir die Herausbildung des Bewusstseins untersuchen. Ein Schritt dazu ist die ORPHIK." Was schnell untergeht: Das Material soll demnach nicht zuerst zur Herausbildung des Bewusstseins beitragen, sondern soll die Untersuchung dieser Herausbildung anregen!

Nachfragen und kritische Anmerkungen
Die Arbeit, das Denken und die Sprache

"novum-online
finden sie auf der Website der
DKP Niederlausitz
 
novum

"Das Kleine Blatt" - Online
finden sie hier

Dokumente zu Erich Köhlers Ausschluss aus dem PEN Deutschland

 

Beurteilung des Weskottschen "Forschungs"- Berichts

Rufmord an
Erich Köhler
(Frühj. 2005)

Abschlussbericht des Ehrenrates

(2. April 2002)

"Gering- verursachte Schutzred"

(Dez. 1993)

"Wortmeldung"

(April 1998)

zweite Stellungnahme

(Mai 2001)

dritte Stellungnahme

(April 2002)

vierte Stellungnahme

(April 2003)

 


Das Kleine Blatt - Sonderausgabe Okt. 2001

       Menschwerdung II

Diese Publikation erscheint wegen der Dringlichkeit, grundlegende Fragen aufzu­nehmen. Der beklagenswerte geistige Zu­stand der Menschheit bekräftigt uns, das Thema Menschwerdung über das mechani­stische Prinzip Arbeit hinaus in Richtung Poetik zu betreiben. Alle Kraft der Maschi­nen, aller Glanz der Karossen täuschen nicht darüber hinweg, dass die bürgerliche Welt in einer Sinnkrise steckt, die sich auch in ihrer Poesie ausdrückt. Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) befand: "dass man den Lesern allerdings immer nur das Höchste und nichts als das Höchste vorsetzen soll, ohne Rücksicht auf den Ge­schmack der Menge, die sich nie zum Bes­sern kehren wird, solange ihr etwas speziell für ihren profanen Gaumen Zubereitetes greifbar ist..."(wie Bild-Zeitung)
DKB/EK.

Zur Menschwerdung

 
Die mechanistische Phase, von Friedrich ENGELS in seiner Studie "Vom Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" vorgestellt, ist abgeschlossen.
Mensch hat sich durch Arbeit in einen Existierkäfig eingesponnen, aus dem es kein Entrinnen gibt - es sei denn durch Sinnerfüllung. Maximalprofit ist keine Sinnerfüllung son­dern Vernutzung. Ein Tarnkappenbomber ist das Produkt hochqualifizierter Arbeit. Das im Cockpit eingeschlossene fremdbe­stimmte Subjekt, selber Teil der Maschine, das Raketen abfeuert, ist kein Humanum sondern Neopithekus, Art hochintelligente Bestie. Weitere Beispiele, vom vermumm­en Polizeigorilla (Verzeihung, Gorilla) bis zu Wissenschaftlern, die scheußliche Ver­nichtungsmittel aushecken, sind Legion.
Die zweite Phase Menschwerdung verlangt Überwindung mechanisch-materialistisch­er Beweggründe. Das darum einzusetzende Motiv nenne ich Poesie. Sie ist mehr als irgendeine Lyrik.
Poiäsia' entwickelte sich aus dem alt­griechischen pónos, das heißt Mühe, Be­mühung, poietés, jemand der sich Mühe gibt. Poiéo, ich bemühe mich. Der Agal­matopóios, der Bildhauer, schlägt mühsam formvollendete Schönheit aus dem Marmorblock.
Die Poesie eines JESUS von Nazareth lau­tete: Ich bin Gottes Sohn.
Thomas MÜNZER wollte... "Das Himmel­reich auf Erden schon errichten."
LENINS Poesie hieß: Sowjetmacht plus Elektrifizierung. Der Schwung dieser Poesie reichte aus, um die deutschfaschi­stischen Horden aus dem Lande zu schla­gen.
Aber verwirklichte Poesie gerinnt alsbald zu krudem Alltag, der durch weitere Poesie überwunden werden will. Dahinter wirkt das Gesetz von der Negation der Negation.
Die mechanistische Kraft der Roten Armee hätte noch ausgereicht um die anrückenden Westmächte aus ganz Deutschland zu ver­jagen. Aber: Am fernöstlichen Horizont er­hoben sich die ersten Atompilze. Voller Überzeugung, dass die Sowjetmacht eben­falls die Atombombe braucht, ging ich in den Uranbergbau. Es kam die Plutonium-,  die Wasserstoff-, die Neutronenbombe. Gleichgroßes Drohpotential 'bescherte' der Menschheit eine Pause, gerühmt als läng­ste Friedensperiode der Welt.
Die Bekämpfung einer bösen durch eine gute Atommacht wäre zum Gipfel allen Unverstandes geworden. Diese Erkenntnis erschütterte alle kommunistischen Parteien und brachte als Nebenwirkung Eurokom­munismus und GORBATSCHOWismus hervor. Revisionismus ist nicht Abän­derung der Mittel sondern Verrat an der Idee. Die Beendigung der Systemkonfron­tation war keine Kapitulation der sittlich­en Kräfte sondern ein Sieg der Vernunft. Die Völker der sozialistischen Staaten ha­ben diesen Sieg erlitten und einen hohen materiellen Preis dafür bezahlt.
Es ist Kommunisten unwürdig, fortwäh­rend über eine Niederlage zu stöhnen. Sich abmühen, diese Zusammenhänge zu begreifen, das wäre allein schon eine Stufe der Poesie.
Ein dritter Weltkrieg wäre 1. mit Sicher­heit ein Atomkrieg, 2. eine rein imperia­listische Angelegenheit und 3. das Ende aller Menschwerdung. Diese Katastrophe ist nur durch massenhaft entwickelte Ver­nunft zu verhindern. Solche Entwick­lungsarbeit ist Mühe der Poesie. In Heiner MÜLLERS Poem: HERAKLES 2 oder DIE HYDRA kann jeder bei genauem Nachlesen all diese Gedanken bildhaft vor­finden.
Menschwerdung 2 ist nicht Verwirklich­ung von Ökonomie, sondern Verwirkli­chung von Poesie, der die Ökonomie unterzuordnen ist.
Poesie tritt als Esoterik auf. Esoterik heißt laut Duden: Geheimlehre, Verständigung zwischen Eingeweihten. Algebra, die For­mel (a+b)2 zum Beispiel, samt ihrer viel­gliedrigen Auflösung, ist mechanistische Esoterik, reversibel und damit metaphy­sisch. Die Formel:
Also spricht Hans SACHS,
ein Schuh­macher und Poet dazu
ist nichtmechanistische Esoterik. Die Geheimsprache besteht aus Reim und Ryth­mus, egal was an Sinn oder Unsinn trans­portiert wird. Reimpoesie beherrschte deutsche Dichtung jahrhundertelang wie eine Droge. Trotzdem ist sie irreversibel, also nichtmetaphysisch. Wer einen solchen Reim wiederholt, blamiert sich.
Ein Fluglehrer der Gesellschaft für Sport und Technik dichtete:
Wir kurven über Deutschland stolz
mit Flügeln, die gemacht aus Holz.
Und eine Kollektivbäuerin reimte:
Sei gegrüßt du Erster Mai
Mit Blumen und Girlanden
treffen sich Bekannte und Verwandte
Onkel und Tante sind auch dabei.
Das ist nicht zum Lachen. Lebenstüchtige Leute werden vor der Dichtung hilflos wie Kleinkinder. Hinnerk EINHORN entführte uns bei der Vorstellung eines seiner frühen Gedichte sogleich in esoterisches Hoch­land (Gedächtniszitat):
FLUGMODELLE
Bewußtlos treiben
papierne Riesenvögel in die Sonne
Ihr Leimgefieder trägt
die Sehnsucht Ikaros',
den Frieden grauer Städte unter sich zu lassen
Heiner MÜLLER sah darin ein Mauer­gedicht. Es ist aber viel mehr als eine Syndromapologie. EINHORN assoziiert Marx:
"Die Menschheit hat schon lange den Traum von etwas, zu dem sie nur das Bewußtsein haben müßte, um ihn zu verwirklichen."
Mit dem Auftakt: "Be­wusstlos treiben...", denunziert EINHORN das unbewusste Toben, das die bürgerliche Menschheit bislang umtrieb und noch immer umtreibt.
Über den Fortgang der Menschwerdung entscheidet nicht die nukleare Keule son­dern das massenhaft zu erweckende Be­wusstsein. In diesem Bestreben haben wir nicht das Recht, Esoterik bürgerlichen Spöttern oder gar Exegeten zu überlassen. Damit bin ich bei HERAKLES 2 oder DIE HYDRA angelangt. Noch eine Bemer-kung Ich würde das Thema Menschwer­dung gern unter der Flagge 'Literaturkol­legium Brandenburg e.V.' fortführen. Eine Literatur-Filiale wäre weder für den Raum Cottbus noch für den PDS-Kreisverband Dahme-Spreewald zum Schaden.
Dieser Text geht auf eine Lesung von Erich Köhler anlässlich des Sommertreffens der DKP Niederlausitz am 25. August 2001 zu­rück.
Im Anschluss las Erich Köhler
"Herakles 2 oder Die Hydra"
von Heiner Müller
zu finden unter
http://www.dalank.de/notabene/lit2.html
Anmerkung
Der vorstehende Text hat universellen Cha­rakter und Wert. Dabei könnte er aus heuti­ger Sicht zu antisozialistischer Bezugnah­me verführen.
Davor muss gewarnt werden. Heiner Müller schrieb ihn zwar 1972 in der DDR. Der Kampf des Menschen jedoch mit sich selbst um sich selbst gegen einen furchtbaren Feind und gegen menschen­feindliche Stagnation in diesem Kampf, steht über den Epochen. Heiner Müllers Text hat heute besondere Brisanz. Das zeigt sich in den sprachlichen Bildern, in der Bedrohung durch ABC-Massenver­nichtungsmittel und gestörte Wahrneh­mung, in Heartfields rotierendem Haken­kreuz aus blutigen Beilen... Es lohnt, den Text noch einmal in Ruhe zu lesen - auch wenn er zunächst auf Unverständnis stößt, sind wir verpflichtet, auf ihn zu verweisen. Der Maler Arnold Böcklin sagte unbeirrbar: "Mir ist es egal geworden, was Krethi und Plethi über meine Bilder sagen." Ist nicht Heiner MÜLLERS "HERAKLES 2" ein ein­ziges großes literarisches Bild in Bildern?
Erich Köhler