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Erich Köhler:
"Sentenzen der Kommunistik"

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Was ist Orphik?
In eine sinnerfüllte Zukunft kann nur massenhaft entwickelte Vernunft führen, massenhaft zu erweckende Verantwortlichkeit, kulturelles Denken und Empfinden - jenseits mechanistischer Erwägungen des Alltags.

Neue Einblicke
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Marxistisch-leninistische Positionen wollen nicht zitiert, sondern auf überzeugende, kulturell packende Art alternativlos vertreten werden.

Einführung Teil2
"Um schlüssig zu werden, müssen wir die Herausbildung des Bewusstseins untersuchen. Ein Schritt dazu ist die ORPHIK." Was schnell untergeht: Das Material soll demnach nicht zuerst zur Herausbildung des Bewusstseins beitragen, sondern soll die Untersuchung dieser Herausbildung anregen!

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DKB • März / April 2003


Artikel 1

 
Keine Weltkarte ist eines Blickes würdig,
in der nicht das Land UTOPIA eingezeichnet ist
(Oscar WILDE)
Über Oscar Wilde muss ich mich nicht ver­breiten.
Das Land UTOPIA wurde nicht erst 1516 von Thomas MORUS erfunden. Der Grie­che IAMBULOS beschrieb bereits im dritten Jahrhundert vor unserer Zeit den Sonnen­staat HELIOPOLIS. Er dachte ihn als Insel im Indischen Ozean. Das war ein Reflex auf die Zustände in den hellenistischen Diadochen-staaten. Vorgestellt wurde eine Gemeinschaft, in der alle Menschen gleich waren. Die Skla­verei war abgeschafft. Jeder Produzent bekam für seine Arbeit in Landwirtschaft, Handwerk, Bergbau, Hüttenwesen und Dienstleistungs­gewerbe den gleichen Lohn. Es galt das Ge­meineigentum an allen Produktionsmitteln. Alle Bürger (Polites) wurden nacheinander als 'Älte-ste' an der Regierung beteiligt. Die Geschlech­ter waren gleichberechtigt. Verehrt wurden nicht eingebildete Gottheiten, sondem Sonne, Erde, Gewässer, Land und Meer als allen Men­schen gehörig. Eine Priesterschaft (Kleros) erübrigte sich.
Wir begegnen diesem Gleichheitsgedanken wieder im 18. Jahrhundert unserer Zeit im "Manifest der Gleichen", aufgeschrieben von Graccus BABEUF und Joseph DARTHEE. Sie wurden von der bürgerlichen Reaktion auf das Schafott geschleift. MARX und ENGELS ehrten sie als Frühkommunisten.
Gleichheitsutopien waren keine Hirngespin­ste. Sie waren Antworten auf eine Gesellschaft der sozialen Ungleichheit, Entwürfe gegen alle Hierarchien der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.
ARISTOTELES, ebenfalls drei Jahrhunderte vor unserer Zeit stöhnte: "Wenn Werkzeuge und Weberschiffchen von alleine gingen, brauchte man keine Sklaven." Diesbezüglich ist alle Vorstellung realisiert. Ganze Werkhallen arbeiten menschenleer.
UTOPIE ist nichts Unerreichbares. Nur: Die mechanistisch 'freigesetzten' Sklaven und de­ren Nachkommen sind vorhanden. Sie be­völkern die moderne kapitalistische Welt als überflüssig gemachte Menschenmassen. Die Sinnerfüllung ihres Daseins kann nicht vom profitorientierten Kapital, sie muss im Kommunismus verwirklicht werden.
Gegenwärtig gibt es unter Kommunisten kaum noch Meinungsverschiedenheiten über das Ziel ihres Kampfes, der Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft auf dem Grunde des Gemeineigentums an Produktionsmitteln. Aber wo vier Genossen zusammenkommen, gibt es fünf Auffassungen über den Weg dorthin.
STALINs Verdienst ist die rigorose Kanoni­sierung divergierender Wegvorstellungen. Er stellte sich als Brennpunkt des Kollektivwillens dar und personifizierte somit das Prinzip des subjektiven Voluntarismus. Ohne seine gewalt­same Zusammenfassung des Kollektivwillens wäre die Oktoberrevolution weglos geworden. Die Zwangsindustrialisierung der Sowjetunion hätte nicht stattgefunden. Dem deutschfaschi­stischen Überfall hätte weder etwas Materielles noch ein zusammengefasster (fokussierter) Gesamtwille entgegengesetzt werden können.
Aber: STALIN selbst hätte in Anwendung sei­ner eigenen Wirkweise nach dem Sieg über die Faschisten erschossen werden müssen. Denn diese Wirkweise verursachte eine negative Kaderauswahl. Im Partei- und Staatsapparat überlebten mehrheitlich Kriecher und Leise­treter. Damit waren die Voraussetzungen für den Revisionismus und die Lähmung der KPdSU gegenüber GORBATSCHOWS und SCHEWARDNADSEs Sozialdemokratie geschaffen. STALIN wurde nicht erschossen. Kommunisten sorgten dafür, dass sein Porträt aus der Bildleiste der sozialisti­schen Klassiker entfernt wurde. Damit ver­wirklichten sie eine andere UTOPIE, nämlich den Bruch mit dem barbarischen Prinzip: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
UTOPIE hat viele Facetten, mechanistische und idealistische. Diese konnten bislang noch nie alle auf einmal, sondern mussten Fall auf Fall verwirklicht werden; Verwirklicht wird das angeblich Weglose durch Menschengeist auf alle Fälle, auch wenn jeder gelöste Fall eine Fülle neuer Fälle hervorbringt.
U-Topos, das Weglose, ist kein imaginärer Wünschel-Ort, kein Ort-nirgendwo, sondern der Ort globaler Möglichkeiten und vielfältiger Umsetzungen auf der Zeitschiene, wo immer ein gemeinsamer Wille ist. Wir tun richtig, wenn wir Oscar WILDEs Wort als Punkt 1. in den SENTENZEN der Kommunistik einsetzen.

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Erich Köhlers
 
Sentenzen der Kommunistik
in DKB Nr. 15 Jan./ Febr. 2003