Trichterlied
Frostgeklirr im Drahtgeschirr : Sturmgebraus wie Orgeltönen
Laue Lüfte : Quellgeplätscher : Kraftgestank : Blumendüfte
Fahrerflüche : Vogelzwitschern : Säuselsausen
Faulgerüche : längstverwehtes Ochsenstöhnen
zornverbohrte Hagelwetter : Laubgezitter
Explosionsmotoren hunderte von Phon
Gasturbinenschwall : Flugzeugknall
dröhnen überall
Überschall
dann Stille
Stille
Kinderlied
Ein Glockenton
irgendwo vernimmst du
schon wieder eine Grille
Mücken sirren : Kühe rufen
Kannenscheppern fern
dumpfer Schlag von Pferdehufen
Schilfgewisper : Leise Wellen dort
im Auf- und Niederschwellen eilen fort
Ehe alle Hunde bellen singt ein Chor von Lurchen
Da ein Stern
Aug und Ohr im Hörensehen
ineinander übergehen : Feldbegehung
Sauerstoff : Wurzelruch : Wipfelrauschen
mit verhaltenem Atem lauschen
Erde oh du Schuldenbuch
Und mit jeder Spindeldrehung
über jedes Angesicht
zieht der Zeitgeiz
feine
Furchen.
Anmerkung für Redaktoren:
Es muß tatsächlich Zeitgeiz heißen,
mit "z" am Ende,
da alle Ökonomie sich in der Ökonomie der Zeit auflöst.
"Zu Lenin" ist
ebenso wie "Trichterlied"
veröffentlicht in:
Steigen mußt du, steigen
Lyrik der Schriftstellerverbände Cottbus, Zielona-Góra, Kósice
Cottbus 1980
Hrsg. Rat des Bezirks Cottbus, Abtlg. Kultur